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Onkologie

Brustkrebsvorsorge einzuführen ist immer die richtige Entscheidung

Indonesien und Ägypten haben lokale Brustkrebs-Screening-Programme ins Leben gerufen, um späten Diagnosen und damit erhöhter Sterblichkeit entgegenzutreten. In einem Land wird das Programm von der Regierung durchgeführt; im anderen Fall von einem Gesundheitsdienstleister. Was sind die entscheidenden Faktoren für den Erfolg?
Meike Feder
Veröffentlicht am 30. Mai 2025
In Ägypten und Indonesien ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen [1]. Dies ist auch in vielen Industrieländern so – aber ein großer Unterschied ist die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Frauen, die die Diagnose erhalten. Und die ist niederschmetternd.

Die Brustkrebsstatistik zeigt große Ungleichheiten zwischen den verschiedenen Regionen. In Ländern mit einem sehr hohen Human Development Index wird bei 1 von 12 Frauen im Laufe ihres Lebens Brustkrebs diagnostiziert, während 1 von 71 Frauen daran stirbt. Im Gegensatz dazu wird in Ländern mit einem niedrigen Human Development Index 1 von 27 Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs diagnostiziert, aber 1 von 48 Frauen stirbt daran [2].

Diese Unterschiede in Inzidenz und Mortalität sind höchstwahrscheinlich auf eine verspätete Diagnose zurückzuführen. In Indonesien kommen rund 73% der Brustkrebspatientinnen im Spätstadium der Erkrankung in medizinische Zentren, was ihre Überlebenschancen deutlich verringert [3]. Gleiches gilt für Ägypten: Die Inzidenzrate ist zwar niedriger als die weltweiten Zahlen, aber die Sterblichkeit ist höher [4].

Dieses Problem wurde erkannt, und Gesundheitsdienstleister und Regierungen haben es zur Priorität gemacht, die Situation zu ändern.

Ein statistischer Index, der verwendet wird, um Länder in Stufen der menschlichen Entwicklung einzuordnen. Dabei werden Indikatoren für Lebenserwartung, Bildung und Pro-Kopf-Einkommen berücksichtigt.

Indonesien ist ein riesiger Inselstaat mit mehr als 273 Millionen Einwohner*innen. In vielen Regionen gibt es keine ansässigen Brustkrebs-Fachkräfte, und Frauen sind noch nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt. Indonesiens größter privater Krebsversorger, die Siloam Hospitals Group, ist sich der Belastung durch Brustkrebs im Land bewusst und hat im Jahr 2023 ein kostenloses Screening-Programm gestartet.

„Die Brustkrebsvorsorge ist aufgrund der begrenzten Krankenhauseinrichtungen und des Mangels an öffentlich finanzierten, landesweiten Brustkrebsvorsorgeprogrammen nach wie vor kaum zugänglich“, erklärt Christina Renny, Leiterin der Abteilung für Nachhaltigkeitsstrategie und -programme bei der Siloam Hospitals Group. „Durch das Programm wollen wir 50.000 Frauen in Indonesien eine Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung anbieten, insbesondere in ländlichen Gebieten, die keinen Zugang zu solchen Screenings haben.“

Neben individuellen Risikofaktoren wurden in vielen Studien geografische Unterschiede in der Brustkrebsinzidenz untersucht und gefunden, die mit der Urbanisierung, dem Lebensstil, sozioökonomischen Aspekten, dem Sozialwesen und der Umweltbelastung zusammenhängen [1]. Gerade bei privaten Vorsorge-Programmen ist es entscheidend, Gebiete mit hoher Krebsbelastung zu identifizieren, um die Ressourcen an die richtigen Stellen zu lenken. Bisher haben acht Siloam-Screening-Zentren in ganz Indonesien 32.000 Frauen in 116 Dörfern untersucht.

Die Entscheidung, die geringe Zahl an Radiolog*innen mit moderner Technologie auszugleichen, war für das Projekt von entscheidender Bedeutung. Siemens Healthineers bietet ein Tool mit künstlicher Intelligenz (KI) speziell für das Lesen von Mammographien an. Durch die Überprüfung der klinischen Bilder liefert das Tool eine wichtige Zweitmeinung und reduziert den Arbeitsaufwand für Radiolog*innen. 

Wenn etwas festgestellt wird, haben die Ärzt*innen der Siloam-Krankenhäuser die Möglichkeit, auch andere Systeme von Siemens Healthineers für die weitere Bewertung, Therapieplanung oder Kontrolluntersuchungen zu verwenden.

Auf der anderen Seite der Welt stehen Frauen vor ähnlichen Herausforderungen: In Ägypten tritt Brustkrebs meist in fortgeschrittenen Stadien auf – und das in einem ungewöhnlich jungen Alter [1]. Auch die Sterblichkeitsrate ist mit 11% deutlich höher als in Ländern mit einem ähnlichen Human Development Index wie China (6,3 %). 

Wie in Indonesien ist ein wesentlicher Grund für die Situation in Ägypten die verzögerte Diagnose [1]. Daher hat die ägyptische Regierung 2019 damit begonnen, ein landesweites Screening-Programm für 28 Millionen Frauen einzurichten.


Norran H Said, MD FRCR, Chief Breast Radiologist and Deputy Executive Director, Presidential Initiative on Women’s Health, Ministry of Health & Populations

Ein interessantes Muster, das Forschende bei ägyptischen Brustkrebsfällen fanden, war das Durchschnittsalter bei der Diagnose: nur 50,4 Jahre. Während es in Gesellschaften mit einer älteren Bevölkerungspyramide von Natur aus höher ist (z. B. 63 Jahre in den USA), haben Länder mit ähnlichen Altersmustern wie Ägypten immer noch ein höheres Durchschnittsalter bei der Diagnose (z. B. 53 Jahre in China) [1].

In Ägypten sind 20% der Brustkrebspatientinnen jünger als 40 Jahre. Dies hat Auswirkungen auf Diagnose, Prognose und Therapie – und auf die Einrichtung eines Screening-Programms.

Während die American Cancer Society für Frauen mit mittlerem Risiko nach dem 45. Lebensjahr eine jährliche Mammographie empfiehlt, könnte dies für ägyptische Frauen, die im Durchschnitt früher betroffen zu sein scheinen, zu spät sein [1]. Daher bietet die ägyptische Regierung ein Screening für jede Frau ab 35 Jahren an.

Die Methode der Wahl zur Erkennung von Brustkrebs ist die Mammographie. Bei jüngeren Frauen ist die Sensitivität aufgrund der höheren Drüsendichte viel geringer. Wie kann man diese Herausforderung angehen? 

Als die ägyptische Regierung auf der Suche nach einem Partner für ihre Mammographie-Systeme war, legte sie großen Wert auf höchste Tiefenauflösung. Das Programm wird daher von 90 hochmodernen Mammographie-Systemen im ganzen Land unterstützt. Die Installation ist derzeit im Gange.

Um die schnellste Wirkung auf das Programm zu erzielen, begann die Diagnostik mit mobilen Screening-Einheiten, die bereits heute Frauen in Ägypten untersuchen.

„Als unser zuverlässiger strategischer Partner hat Siemens Healthineers eine entscheidende Rolle bei der Erweiterung des Zugangs zu medizinischer Versorgung und Spitzentechnologie gespielt“, sagt Dr. Mohamed Fawzi, Berater für Radiologie im Gesundheitsministerium und Leiter des National Liver Institute. 

All dies ist nur dank eines ganzheitlichen, maßgeschneiderten Schulungsansatzes für Mammographie-Techniker*innen möglich. Das Angebot eines neu entwickelten herstellerunabhängigen Curriculums war für die ägyptische Regierung ein entscheidendes Element, um sich für Siemens Healthineers als Partner zu entscheiden. 

Bereits heute wurden in der ägyptischen Ausbildungsakademie mehr als 300 Techniker*innen für dieses Programm ausgebildet. Die Akademie bietet mehr als 200 Kurse an, die an die regionalen Bedürfnisse angepasst sind – und trägt damit maßgeblich zur Entwicklung von Fachkräften im Gesundheitswesen bei.



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Von Meike Feder

Meike Feder ist Redakteurin bei Siemens Healthineers. Ihr Fokus liegt auf Themen rund um die Patient*innenversorgung.